/// Entstehung der Guggemusig Grüttgrabe Geischter 1973

Die Gugge Grüttgrabe Geischter wurde im Jahre 1973 gegründet. Der Verein bestand aber bereits lange vorher unter anderen Namen wie z.B. Rhy-Schränzer und Gugge '72. Im Frühling 1973 aber wurde dann der Name Grüttgrabe Geischter angenommen. Von den damaligen Gründungsmitglieder ist Hampe Keller immer noch aktiv dabei. Heute sind wir mit rund 35 Mitglieder ein fasnachtsangefressener Haufen. Immer wieder werden wir auf die Bedeutung unseres Vereinsnamens angesprochen, doch keiner wusste so richtig woher der Name kam resp. was die Bedeutung war. Nach ein paar Nachforschungen fanden wir die Sage welche unseren Vereinsnamen verleiht und veröffentlichen diese zum Nachlesen auf unserer Hompage. Hierzu mehr im untenstehenden Text.           

    

/// Die sage des grüttgrabe geischt

Der Name wurde aus einer alten Rheinfelder Sage gewählt, auch die Nähe des immer noch gleichen Probelokals wie zu Gründungszeiten zum Grüttgraben dürfte eine Rolle gespielt haben. Die Sage geht auf den 30-jährigen Krieg (1618 - 1648) zurück. Das Rheinfelder Städtli wurde in diesem Krieg von den Schweden belagert. Der damalige Bürgermeister Gast, welcher als korrupt, reich und gewalttätig golt, wurde von den Schweden mit einer grossen Summe bestochen. Als Gegenleistung musste Bürgermeister Gast die Tore der Stadt öffnen. So wurde nachts um elf das Tor beim Storchennestturm geöffnet, und der Feind konnte ungehindert und dank Spreu auf dem Boden lautlos ins Städtli eindringen. Doch in dieser Nacht wachte die Mutter Gottes auf den Ringmauern und richtete alle Uhren von zwölf Uhr, zu welcher Zeit die Schweden anrückten, auf morgens vier Uhr, da die Handwerksleute zu dieser Zeit aufstehen. Als mit diesem Glockenschlag die Gesellen der Knappenschmiede, die beim Storchennestturm lag, zur Werkstatt gingen, wateten sie erstaunt durch leuter Spreu. Aber gleichzeitig bemerkten sie auch den Haufen Feinde in Pickelhauben und Brustharnischen, welcher still am Tor stand. Da griff ein Schmiedemeister zum grossen Hammer und rief seinen Burschen zu: "i gseh scho, ihri Hube sind nid recht gschmiedet, sie händ d'Hämmer no nötig!". Nun augenblicklicher Lärm; die Bürger sprangen dazu, und wer von den Reitern nicht entrann, wurde erschlagen. Ein anderer Teil der Einwohner eilte auf den Sammelplatz zum Rheintor hinab; mit Zorn sah man, dass hier die Fallbrücke niedergelassen war, und zog diese schnell wieder auf. Als nun der Feind im Dunkeln ebenso anmarschierte und statt der verhofften Brücke einen Abgrund voll strömenden Wassers vor sich fand, riefen seine ersten Reihen den nachdrängenden Kameraden zu: "Z'ruck, z'ruck!". Diese verstanden aber "Druck, druck!" und drückten mit solcher Heftigkeit nach, dass sie ihre eigenen Leute in den Strom stürzten. Erst als sie den Rhein voller Sturmhüte schwimmen sahen, merkten sie den Irrtum und flohen. Damit war die Gefahr abgewendet, nicht aber die Hungersnot. Das Korn im Feld hatte man unreif schneiden müssen, um nur dem Feind zuvorzukommen. Es soll sogar sieben Jahre lang in der Gegend kein Pflug mehr gegangen sein. Als man die Spreu, welche den schwedischen Rittern gestreut gewesen war, von der Gasse in den Rhein warf, fischten die ebenfalls hungernden Schweden sie für Weizen auf und wurden um so lüsterner nach den grossen Vorräten, welche sie in der Stadt vermuteten. Dies brachte die Büger auf eine List. Sie hatten nur noch eine Kuh und ein Viertel Korn im Ort. Das Tier war schon lange abgemagert. Sie gaben der Kuh das Viertel Korn zu fressen, umwickelten ihr das eine Horn mit einer Flachsriste und das andere mit einem Zettel, auf dem geschrieben stand: "So ring, as disi Chueh lehrt spinne, wird der Schwed Rhyfälde gwinne". So jagte man die Kuh zum Tor hinaus. Als sie der Feind schlachtete, fand er verwundert die Menge Frucht in ihrem Magen; er glaubte also diesen Ort nicht aushungern zu können und zog gegen das Nachbarstädtchen Laufenburg ab. Alle Rheinfelder aber waren überzeugt, dass der misslungene Handstreich gegen das Städtchen von einem der ihrigen stammen müsse. Sobald der Feind fort war, versammelten sich Rat und Zünfte und hielten Umfrage, welche Strafe den Verräter treffen müsse, wenn man ihn entdecken würde. Bürgermeister Gast hatte hier zuerst seine Stimme abzugeben und versuchte so den Verdacht dadurch von sich abzuwenden, dass er sogleich das höchste Strafmass beantrage: "Mä söttä z'Rieme verschnide und im Öl versüde!". Man nahm ihn bei seinem eigenen Worte und zwang ihn, sein Verbrechen endlich zu bekennen. Er sollte also in einem Kessel siedendem Öl getötet werden. Es brauchte noch Zeit, bis man soviel Öl in der Nachbarschaft aufgetrieben hatte, denn gar viel Dinge hatte der Krieg weggezehrt. Endlich ward Gast in den Kessel geworfen und gesotten. Als fast kein Tropfen mehr übrig war, sprang ein schwarzer Hund aus dem Kessel und eilte davon. Nun ging eine neue Not im Städtchen um. Der Böse trieb sich als Schimmel herum oder biss als Hund die Herden auseinander, auf der Strasse wälzte er sich den Leuten als Mehlsack zwischen die Beine, und nach Bettzeitläuten erkletterte er die Ringmauer, schaute den Leuten im oberen Stockwerk ins Fenster und verhöhnte sie durch herausstrecken der Zunge. Streckte einer nach dem Läuten der Torglocke noch den Kopf neugierig zum Fenster hinaus, der brachte ihn gewiss nicht anders als wie ein Malter geschwollen wieder zurück. Und immer pflegte der Geist bei solchem Unfug drohend zu rufen: "Ich wills euch entgelten!". Ein Pater musste ihn endlich in eine Glasflasche bannen. Man verstopfte sie und brachte sie in den Grüttgraben, eine Wüstung am Rheinufer, die eine halbe Stunde von der Stadt entfernt ist. Vorher aber musste man eine förmliche Übereinkunft mit dem Unhold abschliessen, und der gespenstische Hund unterschrieb sie mit seiner Pfote. Von seinem Kiesgraben aus darf er sich der Stadt jährlich um einen Hahnenschritt nähern; alle dreissig Jahre aber wird er mit sämtlichen Glocken der Stadt um dreissig Mannschritte zurückgeläutet. Gleichwohl ist er jetzt schon bei der Dreifaltigkeitskapelle angelangt, andere sagen, sogar schon im Rosengässli, nahe beim Wirtshaus zu den drei Königen. Ist er einmal wieder im Tore, so bringen ihn kein Kapuziner und kein Jesuit mehr hinaus. Am Tage kann man ihn sehen, wie er im Graben liegt, zusammengeschrumpft im Weingeistfläschchen. Ein unwissender Hirtenjunge öffnete es einmal, da brach eine ganze Herde Schweine daraus hervor und jagte seine eigenen in die Flucht. Nachts fliegt er als Strohgarbe von einem Grabenende zum anderen, auf seiner Bahn lässt er Geld fallen, es ist aber nichts als Trug und Schein. Gar manche Bewohner des rechten Rheinufer lassen sich heute noch ihre Furcht vor dem Geist nicht nehmen, sie schläfern mit seinem Namen sogar ihre unruhigen Kinder ein, und will man diesen eine Ungebühr verweisen, so sagt man etwa: "Du wüeste Gast!". Wenn die Schiffer aus dem Schwarzwald früher zwischen Weihnachten und Neujahr den Rhein hinabfuhren und von der Schweizer Seite her das Krachen des Eises hörten, so sagten diese: "Der Gast brüllt wieder!"

Quelle: Sagen aus dem Fricktal, Traugott Fischer / Albin Müller